Alaafs, Raketen und Bum, Bum in der Flora


Bericht zu der 1. Karnevalssitzung der KVB am

11. Januar 1956 von Hans Schößler (gest. 27. April 2013

 

Als im Dezember 1955 der 1. Werkleiter der KVB, Herr Beigeordneter Zerhusen, die „Betriebsgemeinschaft der KVB“ ins Leben rief, traten die Vorstände des Männerchors, der Musikkapelle, des Sportvereins und des Pensionärvereins zusammen. Sinn dieser Zusammenkunft war es, zwei Karnevalssitzungen für die Betriebsangehörigen sorgfältig vorzubereiten. In wirklich schöner Zusammenarbeit ist es der jungen Interessengemeinschaft gelungen, dank voller Unterstützung der Verwaltung, zwei Veranstaltungen aufzuziehen, die man in unserem Betrieb als einmalig bezeichnen kann.

 

Als Kapellmeister Willi Kobert mit seinen Mannen zum Aufzug des Elferrates den Büttenmarsch der Blau-Weißen Funken spielte, gab es gleich Hochstimmung, erst recht, als tatsächlich die Blauen-Funken-Fahnen unter Säbelschwingen in die festlich geschmückten Florasäle getragen wurden. Präsident Willy Stugg begrüßte mit launigen Worten alle närrischen Gäste, und dann „danzten de Blau Funke“. Der Dank des Präsidenten Stugg bei dem leckeren Mariechen der Funken kam so gut an, dass an diesem Abend selbst der älteste Pensionär gern Präsident gewesen wäre. Nun ging es Schlag auf Schlag in bunter Reihenfolge. Der „Schrebergärtner“ von Schmitz-Grön wurde von Jupp Schlösser mit seinem „Büggelleed“ abgelöst. Matthias Brück als „Reiseleiter“ hob die Stimmung weiter, und der „Strunzbüggel“ Trimborn, gefolgt von dem „Drüggen Pitter“ Max Mauel, sorgten für weitere Zwerchfellerschütterungen. Als dann die „Zwei Globetröter“ ihr buntes Kaleidoskop aufzogen und fragten „Soraya, bes do krank? Läg jetz Zucker op de Finsterbank“, nahm der Beifall für diese prächtigen Künstler kein Ende mehr. Heinz Eschweiler in der originellen Maske als „Boor us dem Vorgebirge“ sorgte noch für die Stimmung, die man benötigt, um in der Pause die Lachmuskeln zu beruhigen. Zum zweiten Teil des Programms zog der Elferrat mit dem Tanskorps der „Blauen Jungen“ aus Weiden-Lövenich auf. Ein schmuckes Korps, das in seiner exakten und sauberen Art derart begeisterte, dass es ohne Zugabe nicht abging. Nun folgte August Batzems Ausflug in die Tiroler Alpen. Stürmische Ovationen für den Komponisten endeten in einer donnernden Rakete, die mindestens ebenso unserer prächtigen Kapelle unter Willi Kobert galt. Erstmalig in der Geschichte der KVB wurde ein Schaffner beim Betreten seines Straßenbahnwagens mit kräftigem Beifall empfangen. Die Bütt an diesem Abend war nämlich die getreue Nachbildung eines Vorderflurs der Pferdebahnen; übrigens eine ausgezeichnete Arbeit unserer Bauabteilung, der auch hier besonderer Dank ausgesprochen sei. Schaffner Ernst Heber vom Btf. Ost mit seiner Rede als „Verdötschte Heini“ konnte sich an diesem Abend über freundliche Fahrgäste nicht beklagen. In Paul Dames mit seinen stimmungsvollen Liedern hatte unser Betrieb ein repräsentantes Mitglied zur Stelle – „Von Zoten frei die Narretei“ lautet die Devise des Karnevals. Der sonst so gute „Maurerpolier“ Harry Fey hatte an diesem Abend den so sinnvollen Spruch offenbar ganz vergessen. Präsident Stugg musste den Redner deshalb zur Ordnung rufen. Diesen bedauerlichen Vorfall machte aber Peter Antweiler mit seinem goldigen Optimismus wieder schnell wett. „Latz & Lätzchen“ – allein die Ansage schlug wie eine Bombe ein. Als diese herrlichen Freudenspender unnachahmlicher Komik ihr Repertoir auspackten, blieb buchstäblich kein Auge trocken. Wenn die Harmonie an diesem Abend überhaupt noch gehoben werden konnte, dann war es das Verdienst des „Eilemann-Trios“. „In hundert Jahren ist es längst vorbei“ wurde ebenso begeistert mitgesungen, wie „Dat krije mer schon hin, do han mer jar nix met am Hot, weil mer us Kölle sin“. Fürwahr, der schöne Abschluss einer gelungenen Veranstaltung.

 

Es sei noch erwähnt, dass Her Beigeordneter Zerhusen vom 1. Vorsitzenden des Männerchors, Alfons Schäferhoff, die grün-gelbe Ehrenmütze des Männerchors überreicht bekam und das alle auftretenden Kräfte mit einem Fläschchen Dujardin zuzüglich eines von der Firma Büssing gestifteten Omnibusses in Kleinformat bedacht wurden.

 

Neben mehreren Stadtverordneten beehrten uns der Generalvertreter der Büssingwerke, Herr Juliusberg, wie ferner Minister Wetterstone von der australischen Botschaft und die Spitzen unserer Betriebsleitung mit ihrem Besuch.

 

Unsere Musikkapelle gab uns nach der Veranstaltung Gelegenheit, die steifgesessenen Glieder durch ein Tänzchen wieder in Schwung zu bringen. Dass dabei Herr Beigeordneter Zerhusen als schneidiger Dirigent fungierte, setzte sogar unsere routinierte Musik in Erstaunen.

 

Und das alles für 1,50 DM Eintritt. Da sage noch einer, die KVB wären zu teuer.

 

Hans Schößler